1. Wodurch wird die geschlossene Tür ersetzt? Konzeptionelle und ethische Überlegungen zu offenen Unterbringungsformen und psychologischem Druck

    Gather, J. M. Scholten T. Henking J. Vollmann G. Juckel 2019. Wodurch wird die geschlossene Tür ersetzt? Konzeptionelle und ethische Überlegungen zu offenen Unterbringungsformen und psychologischem Druck [What replaces the locked door? Conceptual and ethical considerations regarding open door policies, formal coercion, and treatment pressures]. Der Nervenarzt 90 (7): 690-​694. https://doi.org/10.1007/s00115-​019-​0717-​3

    Verzichtet man im Rahmen offener Unterbringungsformen auf geschlossene Stationstüren, muss durch alternative Strategien verhindert werden, dass untergebrachte Patienten entweichen. Wie ist der Ersatz geschlossener Stationstüren durch formellen Zwang oder psychologischen Druck ethisch zu bewerten? Der Ersatz einer geschlossenen Stationstür durch andere formelle Zwangsmaßnahmen, wie z. B. Fixierung oder Isolierung, ist in der Regel ethisch problematisch. Der Einsatz psychologischen Drucks, beispielsweise im Rahmen intensivierter Betreuungsmaßnahmen, bedarf einer differenzierten ethischen Bewertung und stellt nicht zwangsläufig das mildere Mittel zum Türschluss dar. Im Zusammenhang mit offenen Unterbringungsformen und psychologischem Druck noch nicht untersuchte konzeptionelle, empirische und ethische Fragen sollten durch psychiatrische und medizinethische Forschung geklärt werden. In der klinischen Praxis sollte die Auswahl der für den untergebrachten Patienten am wenigsten belastenden und einschränkenden Maßnahmen durch geeignete ethische Unterstützungsangebote erleichtert werden.